Infos zu "Bluewin TV" aus erster Hand

SwissWetter

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10. Dez. 2012
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Bluewin TV aus erster Hand - Die IGEM weiss mehr

Am 1. März liessen sich 35 IGEM-Mitglieder exklusiv

über Bluewin TV ins Bild setzen. Die Ausführungen von

Michael Zumsteg, dem Leiter Breitbanddienste von Swisscom Fixnet,

stiessen auf grosses Interesse und schufen die erwünschte

Klarheit über das neue Angebot, wie die Interessengemeinschaft

(IGEM) elektronischer Medien, in einer Medienmitteilung vom

Freitag schreibt.

«Mit der Verbreitung von Fernsehsignalen über ADSL beschreitet

die Swisscom weltweit Neuland. Mit einem Versuch wollte sie

deshalb zuerst einmal austesten, wie sich das Angebot in der

Praxis bewährt», so Ueli Cluster, Geschäftsführer der IGEM.

Michael Zumsteg konnte sich in seinem Referat denn auch auf

die Ergebnisse dieses soeben abgeschlossenen Tests mit

600 Set-Top-Boxen abstützen.

Aus den abschliessenden Befragungen der Testteilnehmer ging zum

Beispiel hervor, dass die Installation wohl theoretisch

einfach, praktisch aber zeitaufwändig ist. Denn die Verbindung

zwischen dem TV-Apparat in der guten Stube und dem

ADSL-Anschluss, der meist in einem anderen Zimmer ist,

erfordert doch einigen Aufwand. Denn im Gegensatz zu reinen

Computernetzwerken gibt es dafür noch keine taugliche

kabelfreie Alternative. Ohne feste Kabelverbindung zwischen

ADSL-Anschluss und TV-Gerät geht es also nicht.

Als wertvoll empfanden die Testteilnehmer die verschiedenen

Zusatzfunktionen. Während die Möglichkeit des Video on Demand

erwartungsgemäss nur von einer Minderheit (rund 30%) genutzt

wurde, wurden die anderen Möglichkeiten von 70% der

Testteilnehmer mindestens ausprobiert. Dazu gehört zum Beispiel

auch die bereits viel diskutierte Möglichkeit, das Programm

jederzeit zu unterbrechen und später abzuspielen (und so auch

die Werbung zu überspringen).

Daneben bietet Bluewin TV auch einige Komfortfunktionen. So

werden beim Zappen jeweils Informationen über das gerade

laufende Programm eingeblendet. Man erfährt zum Beispiel, um

welche Art von Sendung es sich handelt, wann sie begonnen hat

und wann sie beendet sein wird. Es ist auch möglich, sich in

einem Fenster durch das Programm zu zappen. Basis für diese

Funktionen ist ein elektronischer Programmführer auf dem

Bildschirm mit Übersichten und Zusatzinformationen zu allen

Sendungen. Stark vermisst wurde von den Testteilnehmern, die

nur von einer eingeschränkten Programmpalette profitieren

konnten, einerseits die Regionalsender und andererseits der

Teletext, der im Test noch nicht angeboten wurde. Zu verbessern

ist auch die Bildqualität, die noch nicht mit dem Standard der

Kabelnetze mithalten kann.

Im 2. Halbjahr 2005 will die Swisscom in allen 3 Sprachregionen

gleichzeitig mit der definitiven Einführung beginnen. Dabei

will man mindestens gleich viele Kanäle anbieten wie die

Cablecom. Auch der monatliche Preis soll sich im gleichen

Rahmen bewegen wie beim Hauptkonkurrenten. Dazu kommen die

Installationskosten, die im Normalfall bei 150 Franken liegen

sollen. Auf eine Set-Top-Box werden dann 2 Streams gehen, womit

gleichzeitig ein Sender gesehen und einer aufgezeichnet werden

kann. Auch eine parallele Internetnutzung bleibt möglich.

Zusätzlich zum TV-Angebot stehen auch sämtliche Radios zur

Verfügung. Dabei sollen - analog zum Internet - alle

schweizerischen Privatradios überall empfangen werden können.

Bei den regionalen und lokalen TV-Programmen wird man sich

dagegen strikte an die definierten Verbreitungsgebiete halten.

Michael Zumsteg warf in seinem Referat auch einen Blick in die

Zukunft. Es soll zum Beispiel eine zentrale Speichermöglichkeit

für Fotos angeboten werden. Diese Bilder kann man sowohl als

Print als auch per E-Mail verschicken. Empfänger sollen die

Fotos sowohl auf dem TV-Bildschirm als auch auf dem Handy

ansehen können. Dahinter steckt die Idee der Verknüpfung von

Handy, PC und TV. Weiter sollen Komfortfunktionen wie die

individuelle Auswahl der Kameraposition bei Sportübertragungen

(analog zum Pay-TV) zur Verfügung stehen. Bluewin will sich

auch als Partner für neue Kanäle anbieten, indem es die

entsprechende Plattform zur Verfügung stellt, die von Anbietern

genutzt werden kann.

Ueli Cluster fasst zusammen: «Bluewin TV kann als technisch

noch nicht ganz ausgereifte, aber zukunftsträchtige Technologie

bezeichnet werden. Im Mittelpunkt des Interesses steht für die

Verkäufer und Käufer von TV-Werbezeit natürlich die

Möglichkeit, Werbung auf einfache Art und Weise zu

überspringen. Und da gibt es doch einiges zu relativieren.»

Grundsätzlich steht das definitive Angebot überall zur

Verfügung, wo ein ADSL-Anschluss vorhanden ist. Das waren

gemäss KommTech-Studie 2004 Haushalte mit gut einem Viertel der

Bevölkerung ab 15 Jahren. Weiter eingeschränkt wird das

Potential durch den bisher nicht kommunizierten Umstand, dass

nur Swisscom-Telefonkunden von diesem Angebot profitieren

können. Dazu kommen die erwähnten Probleme bei der

Hausinstallation. Dies alles spricht dafür, dass es Jahre gehen

wird, bis die KommTech-Studie überhaupt einen messbaren Anteil

an Personen ausweisen kann, die ihr TV-Signal via ADSL von

Swisscom beziehen. Daran ändert auch die Tatsache nichts

Entscheidendes, dass die Swisscom auf Grund ihres Monopols auf

der letzten Meile die Grundinfrastruktur auch den anderen

Telefonanbietern zur Verfügung stellen wird. Denn diese haben

zum heutigen Zeitpunkt schlicht nicht die Mittel und wohl auch

keine Lust, solche Investitionen zu verkraften.

aus http://www.kleinreport.ch