Netflix und die Diebe

smid

Super-Moderator
10. Dez. 2012
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Als die ersten Kassettenrecorder auf den Markt kamen, wurde von der Industrie schnell was Wort Diebstahl in den Mund genommen, da sich Leute die Hitparade auf Kassette kopiert haben.

Als CD-Brenner erschwinglich wurden, ging es weiter. Zugegeben: Hier nahm das Problem eine neue Dimension an. Wenn man eine CD rippt, gibt es keinen Qualitätsverlust mehr.

Was für ein Drama passierte, als Napster populär wurde, wissen wir alle. Wobei der erste MP3 Encoder tauchte 1994 auf, Napster erst 1998 . Dazu verweise ich auf diesen spannenden Artikel, der von einer der ersten MP3 Gruppen berichtet.

Mittlerweile hat sich aber etwas geändert, was man wohl primär Apple anrechnen kann. Es gibt Möglichkeiten, Musik und Filme komfortabel zu kaufen. Was mit dem iTunes Store begann endete dann bei Spotify oder Netflix.

Bei diesen Diensten bezahlt man Geld und so muss man sich auch kein Gewissen machen? Sicher! Oft wurde ja gegen Spotify geschossen. Rapper Gimma schiesst auf Watson aus allen Rohren gegen den neuen Dienst Apple Music. Irgendwie tönt es so, also würde man ein Dieb sein, nur weil man Spotify nutzt. Ist man auch ein Dieb wenn man nur Radio hört? Für mich ist Musik, und sie war es immer, etwas was einfach passiv läuft. Im Zug, vor dem Einschlafen oder – je nach Arbeitgeber – im Büro. Der Musikkenner, mit seinen Vinyl Platten, wird mich wohl als Banause bezeichnen.

Netflix hat bekanntlich das Problem, dass gewisse Produktionen nicht in allen Ländern verfügbar sind. Man muss kein Informatiker sein, um diese Sperren zu umgehen. Der Netflix Gründer scheint dieses Problem relativ locker zu nehmen und drängt immer mehr auf die globale Vermarktung von Inhalten.

Den Vogel abgeschossen hat jetzt aber die Chefin von Bell (Kanada) Mary Ann Turcke. Bell ist Anbieter wie Swisscom, bietet also auch TV Dienste an. Ihre Tochter hat via VPN auf Netflix in den USA zugegrifen. Schnell hat sie gemerkt, dass es dort mehr Inhalte gibt.

Die Reaktion der Mutter: Sie bezeichnet die eigene Tochter als Diebin!

Man könnte meinen, die Industrie hätte etwas aus den Fehlern gelernt. Doch wie es scheint, nimmt man sich jetzt sogar Kunden vor, die für Inhalte bezahlen. Man könnte fast glauben, wir hätten den 1. April…

Der Beitrag Netflix und die Diebe erschien zuerst auf digichris.info.

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«Wir freuen uns darauf, all unsere Titel eines Tages überall auf der Welt einheitlich verfügbar machen zu können und Mitgliedern weltweit so die Möglichkeit zu geben, den Netflix-Dienst auch ohne den Einsatz von Proxy-Servern in seiner ganzen Fülle zu genießen. Auf dieses Ziel arbeiten wir stetig hin.»

... und bis dahin arbeiten wir gerne Hand in Hand mit der MAFIAA, schröpfen in Ländern mit hoher Kaufkraft massig Kohle ab und verstecken uns weiterhin hinter einem Ziel welches wir erst erreichen werden, wenn die Sonne im Westen auf- und im Osten untergeht.

 
Naja, grad Australien hat ja enormen Druck gemacht.

Dann eben wieder Usenet. Der DE Katalog von Netflix ist eine Frechheit

 
und bis dahin arbeiten wir gerne Hand in Hand mit der MAFIAA
Gerne vermutlich nicht, aber sie machen sich hiermit natürlich zu deren Handlanger. Ist genau dasselbe wie die Detailhändler die über Auslandeinkäufe jammern, aber gleichzeitig willige Handlanger der kaufkraftabschöpfenden ausländischen Anbietern sind (das Thema Elektronik/IT zeigt dass CH Löhne und Mieten eben kein Grund sind dass Preise von Produkten die im Ausland hergestellt wurden teurer sein müssen).

Netflix wird es weh tun, aber eigentlich wäre es das beste wenn es jetzt einen merklichen Einbruch der US Abonnentenzahlen gibt sobald der Dienst aktiv ist. Das liesse sich zumindest PR technisch ausschlachten für eine Kampagne zum Thema compulsory licensing. Ich bin überzeugt ohne Regulierung wird da eh nie was passieren.

 
Naja, Netflix hat einen guten Katalog für Serien. Für Filme jedoch ein Witz. Trotzdem habe ich nun immer noch wochenlang Netflix-Spass garantiert mit dem deutschen Katalog.

 
Die Urheber schaufeln sich jammerd ihr eigenes Grab und bekämpfen alles neue, statt es selbst besser zu machen. Also nicht's neues! Sie zwingen Netflix dazu. Deshalb auch das schlechte Film Angebot ausserhalb der USA.

Netflix will alle Proxies und Unblocker ausschalten

Für mich ist klar, dass globale Lizenzen kommen müssen, es ist nur eine Frage der Zeit. Wenn der Finanzdruck hoch genug ist, werden die Urheber einknicken. Das sind nur noch Rückzugsgefechte, welche den veralteten Status Quo so lange wie möglich verteidigen wollen...

 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Man darf gespannt sein, wie Netflix darauf reagieren wird, wenn ihre eigenen zahlenden (z.B. amerikanischen) Kunden nicht mehr auf die gewohnten Serien zugreifen können, weil sie auf Geschäftsreise im Hotel irgendwo im Ausland sitzen und feststellen: Ups, mein Proxy/VPN funktioniert nicht mehr. Aber ich bezahle doch ganz legal dafür?

Es wäre schön, wenn Netflix tatsächlich innert nützlicher Frist eine solche Marktmacht erreichen würde, dass lokale oder regionale Rechteverhinderer keine Rolle mehr spielen. Ich befürchte jedoch, dass da noch manche Staffel Game of Thrones die Torrent-Rangliste der meistgeteilten Serien anführen wird... Und wem nützt das unter dem Strich?