Immer Ärger mit der Knebelkom
Die grösste Schweizer Kabelnetzbetreiberin Cablecom bietet relativ wenige Fernsehprogramme für viel Geld. Kunden verliert sie deswegen nicht. Konkurrenz hat sie nämlich keine ? bislang.
Das Monopol ist geknackt. Dank der Cablecom. Seit einem Jahr kann der Kunde, wenn er will, via Fernsehkabel auch telefonieren, erstmals völlig unabhängig von der Swisscom. Anders sieht es beim Kabelfernsehen selbst aus. Hier kommt der Konsument um den lokalen Betreiber nicht herum ? und in jeder zweiten Schweizer Fernsehstube stammen die Flimmerbilder daher vom Zürcher Kabelnetzkonzern. «Die Cablecom hat ein Quasi-Monopol und nutzt diese Position schamlos aus», sagt Mathias Nast von der Stiftung für Konsumentenschutz. Grösstes Ärgernis ist in seinen Augen der hohe Preis des Cablecom-Basisangebots. Für 23 Franken im Monat bekommt der Kunde in Zürich 49 TV-Programme. Nur 15 Kilometer weiter westlich, in Spreitenbach, berappt er 10 Franken für 60 Sender .
Das stört die Cablecom nicht: Sie wollte Ende 2002 ihren Preis auf 26 Franken erhöhen. Dummerweise machte ihr der Preisüberwacher einen Strich durch die Rechnung. Dafür sparen die «Kabler» halt bei der Leistung und verschieben immer mehr Programme in den digitalen Bereich. «Das ist legal. In der Deutschschweiz muss die Cablecom theoretisch nur SF 1 und SF 2 im Basisangebot verbreiten», stellt Caroline Sauser vom Bundesamt für Kommunikation fest. Eine Gesetzeslücke, die die Cablecom nutzt, um den Kunden ihren Digital-Decoder schmackhaft zu machen. Der kostet beim Kauf 695 Franken oder 19 Franken monatliche Leihgebühr. Dabei ginge es auch billiger: Deutsche Discounter bieten bereits Empfänger für unter 200 Franken feil. Nur lassen sich diese hierzulande nicht einsetzen, die Cablecom codiert nämlich sämtliche digitalen Sender. «Gegenwärtig prüfen wir die Abgabe entsprechender Smartcards», sagt Cablecom-Sprecher Stephan Howeg. Wer sich den Decoder anschafft, erkauft sich trotzdem erst den Zugang zu 25 weiteren Sendern. Wen es nach noch mehr Programmen dürstet, der muss noch etwas drauflegen. Ein Spielfilm kostet 7.50, ein Porno 12.50, acht italienische Programme schlagen mit 13 Fr. pro Monat zu Buche. Besonders teuer wirds für albanisch sprechende Zuschauer: 20 Franken extra kosten zwei Sender. «Da wird ganz klar eine Bevölkerungsgruppe ausgenutzt, die sich nicht wehrt», ärgert sich Konsumentenschützer Nast. Dem hält Cablecom-Sprecher Howeg entgegen, dass «die beiden albanischen Programme via Satellit nicht frei empfangbar sind». Im italienischen und türkischen Paket würden sowohl freie wie auch kostenpflichtige Inhalte angeboten.
Trotz aller Tricks scheint die Cablecom die Rechnung ohne den Kunden gemacht zu haben. Von den 1,5 Mio. Abonnenten haben sich erst 80´000 die Digi-Box zugelegt, die meisten für fremdsprachige Pakete. Desinteresse bekamen auch zwei deutsche Sender aus dem Hause Universal zu spüren. 13th Street und SciFi-Channel verliessen Ende Dezember die digitale Cablecom-Plattform. «Wir bekamen gerade mal zwei Mails», sagt Universal-Sprecherin Katja Eppinger. Ihren beiden Fans verspricht sie: «Wir sind bald wieder zurück.» Denn ab sofort werden 13th Street und SciFi-Channel über die Swisscom vermarktet und den 400 kleinen Kabelnetzbetreibern in der Schweiz zur Weiterverbreitung angeboten. Auch ein symbolischer Entscheid: Erstmals setzt ein TV-Anbieter auf die kleinen Orts- und Regionalnetze. Und von denen könnte es schon bald mehr geben. Denn auch Bern, Winterthur oder Zürich denken laut über einen Rückkauf ihrer Leitungen nach. Die Hürde allerdings ist hoch: Denn über den Verkaufspreis muss man mit der Cablecom verhandeln ? und das kann teuer werden.
Die Fernseh-Idylle
Es geht auch anders: Im aargauischen Spreitenbach empfangen die Kabelkunden 60 TV-Programme, 45 Radiosender und 41 uncodierte digitale TV-Kanäle ? für 10 Franken pro Monat. «Dieser Preis reicht sogar für Rückstellungen, sodass wir unser Netz ständig auf dem neusten Stand halten können», freut sich Gemeinderat Hans Peter Schär. Vor zwei Jahren hat sich die Gemeinde von der Cablecom abgenabelt. Es hat sich gelohnt: Seither konnte jeder Haushalt über 300 Franken an Kabelgebühren einsparen.