Hallo zusammen,
Ich bin neu hier (und mit der Schüssel auch), und der Thread ist schon einen Monat alt... aber ich habe auch von den Verschlüsselungsankündigungen gehört und da einige Bemerkungen/Fragen dazu. Was mich daran am meisten nervt sind nicht die angekündigte "technische" Gebühr, sondern dass sie (und das steht in der offiziellen Mitteilung von SES!) damit auch "lizenzrechtliche" Einschränkungen durchsetzen wollen. Und das deutet wohl schon darauf hin, dass es hierzulande dann nur noch die CH-Versionen der grossen Privaten geben würde.
Andererseits hat doch Eutelsat explizit angekündigt, dass sie von ihrer Seite her keine Kundenbeziehung zu den Endkunden zwecks Chiffrierung aufbauen wollen, sondern lediglich mit den Programmanbietern. Das heisst, auf Hotbird müsste der Programmanbieter eine Chiffrierung forcieren. Bei Astra ist die treibende Kraft im Moment aber Astra, nicht die Programmanbieter (und die grossen Privaten haben sich ja glaub ich noch nicht offiziell dazu geäussert). Das sind doch schon andere Ausgangssituationen.
Und last but not least haben sich sowohl die öffentlich-rechtlichen Sender auf Astra gegen eine Chiffrierung ausgesprochen (und das sind für mich die wichtigsten Sender, gerade auch Bayern-Alpha, da ich noch analoges Kabel und dort zur Not die Privaten auch noch sehe), und jetzt auch die kleineren Privaten (Das Vierte etc), welche eine Chance sehen, ihren Marktanteil zu vergrössern. Das wäre sehr riskant, wenn da Pro7 etc chiffrieren würden. Vor allem, da in Deutschland FTA-Receiver so verbreitet sind, das gäbe dort einen Bürgerkrieg (und dort lassen sie sich nicht soviel bieten, wie wir von der CC). Ich glaube daher schon, dass sich die Sache noch ein bisschen hinzieht.
Ein interessanter Punkt dabei ist ja noch, dass Astra offenbar Nagravision einsetzen will (wie Premiere), gleichzeitig aber den Kauf von CI-Boxen empfiehlt - dabei gibt es doch meines Wissens momentan Nagravision nur in speziellen Premiere-Boxen, und nicht als CI-Modul, oder? Scheint auf jeden Fall nicht sehr ausgereift zu sein das Ganze.
Ein Punkt, der mich dabei auch noch interessiert: wie beziehen eigentlich Kabelnetzanbieter, wie z.B. "The Firm", die deutschen Programme? Kommen die nicht auch von Astra oder gegebenenfalls Hotbird? Würden dann die Astra Gebühren auch für CC anfallen (und eventuell deutsche Kabelnetze), und hätten wir dann eventuell sogar Kabelnetzanbieter mit im Boot gegen eine Sat-Verschlüsselung (was ein bisschen paradox wäre, da dies ja die chiffrierten Kabelangebote konkurriert)? Oder haben Kabelnetzanbieter einen speziellen Deal mit Astra?
Und noch etwas, was mich brennend interessieren würde: wie steht es mit den Astra2-Programmen? Soll sich diese Grundchiffrierung darauf auch beziehen? Das wäre ja sehr paradox, weil erst vor kurzer Zeit dort ITV (und vorher schon BBC) unchiffriert senden und eher auf den UK-fokussierten 2D-Transponder setzen (den wir in der Schweiz aber gottseidank noch gut bekommen), weil die Chiffrierkosten mit Sky (Videoguard) zu hoch waren. Und diese auf ein anderes Format umzustellen, liegt wohl kaum drin, da die Briten alle dedizierte Digiboxen haben, die nur Videoguard können - das wäre noch ein grösserer Aufstand als in Deutschland. Ausserdem ist Videoguard im Moment meines Wissens so ziemlich das einzige noch nicht geknackte Chiffrierverfahren.
Grüsse, Klaymen
PS: Gerade im neuesten SatelliFax Newletter erschienen:
Der Satellitenbetreiber SES Astra überdenkt offenbar seine Strategie, bisherige Free-TV-Programme zu verschlüsseln. Laut einer Meldung der Nachrichtenagentur dpa sagte Astra-Präsident Romain Bausch, er rechne zur Jahresmitte mit einer Entscheidung, ob der Aufbau einer digitalen Vertriebsplattform für private Fernsehanbieter in Deutschland unter dem Arbeitstitel "Dolphin" fortgesetzt werde. Die neue Plattform steht und fällt offensichtlich mit einer Zusage der großen deutschen Privat-TV-Gruppen RTL und ProSiebenSat.1. Bislang blieb diese jedoch aus. Zudem ermittelt das Bundeskartellamt (SatelliFax berichtete) wegen der Pläne. "Wir werden im Sommer sehen, ob das Umfeld wirtschaftlich und von der Genehmigungsseite her positiv ist", sagte Bausch laut des dpa-Berichts. "Wenn nicht, dann war es ein Versuch und wir können jederzeit aufhören." Die Töne überraschen, ging der Satellitenbetreiber doch bislang immer fest mit Optimismus davon aus, dass sein e Pläne auch umgesetzt würden. Sollte das Dolphin-Projekt scheitern, könnte eine große Summe Geld in den Sand gesetzt worden sein: SES werde laut eigenen Angaben bis zum Sommer rund zehn Millionen Euro für die digitale Vertriebsplattform ausgegeben habe, berichtet die dpa weiter.
Die Pläne, digitale TV-Programme zu verschlüsseln und nur noch gegen eine monatliche Gebühr zugänglich zu machen, stieß bei Zuschauern, Verbraucherschützern, Landesmedienanstalten und der Politik auf heftige Kritik und Ablehnung.