»Entdecken Sie jetzt Deutschlands schönstes Fernsehen«, so wirbt der Münchner Pay-TV-Sender »Premiere«.
Um Kunden zu ködern, tut er alles. Gerade jetzt vor Weihnachten Schon für 99 Euro wird derzeit das so genannte »Premium-Weihnachtspaket« auf den Markt geworfen. Drei Monate Spielfilme, Sport und Dokumentationen rund um die Uhr - für nur 99 Euro. Aber Vorsicht! Reinkommen ist bei »Premiere« selbstverständlich kein Problem. Aber wer raus will, der erlebt oftmals sein blaues Wunder!
Beispiel eins: der Hamburger Theodor Hotze. Am 18. Juli schreibt er an "Premiere", dass er seinen Abo-Vertrag, der Ende September 2003 auslaufe, nicht verlängern wolle. Hotze glaubt, damit wäre die Sache erledigt. Ein Irrtum.
"Mehrmals rief ,Premiere´ bei uns an. Ich wurde immer wieder bekniet, ob ich nicht doch weiter Abonnent bleiben möchten, und ob man uns mal ein unverbindliches Angebot zusenden darf." Irgendwann gibt Hotze nach, um seine Ruhe zu haben: "Schicken Sie in Gottes Namen Ihr Angebot." Die Folge: Wenig später bringt die Post die Nachricht, ,Premiere´ freue sich, "dass wir Sie auch weiterhin für unser Programm begeistern können. Durch Ihre Entscheidung, Ihren Vertrag um 24 Monate zu verlängern, beginnt die Mindestlaufzeit Ihres Abonnements ab sofort von neuem."
"Ich habe eine solche Entscheidung nicht gefällt", sagt Hotze. "Meine Kündigung habe ich nie widerrufen." Hotze ruft bei Premiere an. Immer wieder. Erster Anruf: Eine Kündigung? Die sei nicht angekommen. Zweiter Anruf: Ja, die Kündigung ist doch angekommen. Aber nicht fristgerecht. Noch ein Anruf: Diesmal heißt es, Hotze habe am 7. Juli über den "Premiere"-Sprachcomputer unter Eingabe einer Geheimnummer seinen Vertrag verlängert. Hotze: "Eine faustdicke Lüge."
Doch "Premiere" beharrte zunächst darauf: Frühestens zum 31. Juli 2005 wird Hotze aus dem Vertrag entlassen.
Was Familie Hotze da erlebt, ist keine Panne, sondern scheint System zu haben. In Internetforen tauschen schon Dutzende von "Premiere"-Opfern ihre Erfahrungen aus. So viel Spaß "Premiere"-Abonnenten mit dem Programm haben, so groß ist der Ärger bei einer Kündigung: Bei der Hamburger Verbraucher-Zentrale füllen die Beschwerden der Betroffenen einen ganzen Aktenordner.
"Mit List und Tücke versucht ,Premiere` Kündigungen zu unterlaufen", sagt Verbraucher-Juristin Edda Castello. Der Pay-TV-Sender hat sich zum Ziel gesetzt, die Zahl der Kunden bis 2005 auf 4,5 Millionen nahezu zu verdoppeln. Und um dieses Ziel zu erreichen, scheint fast jedes Mittel recht.
Beispiel zwei: der Pinneberger Rainer Wankum. Als ,Premiere` die Preise erhöht, will Wankum kündigen. Statt 22,96 Euro nun plötzlich 40 Euro im Monat zu zahlen, ist ihm zu teuer, und deshalb macht er von seinem Sonderkündigungsrecht Gebrauch. In den Allgemeinen Geschäftsbedingungen von "Premiere" heißt es dazu, dass der Kunde spätestens vier Wochen vor Inkrafttreten einer Preiserhöhung gekündigt haben muss. So weit, so gut. Das Problem jedoch ist: Wankum hat von der Erhöhung, die zum 1. Juli 2003 wirksam werden soll, erst aus einem Brief erfahren, der ihm am 6. Juni zuging. Zu diesem Zeitpunkt war die Vier-Wochen-Frist längst abgelaufen.
Auch Wankum ist kein Einzelfall. Der Hamburger Verbraucherzentrale liegen Dutzende gleichgelagerter Fälle vor. Wankum vermutet System: "Durch diese trickreiche Methode wollen sie Preiserhöhungen durchsetzen, ohne dabei Gefahr zu laufen, dass Kunden abspringen."
Und noch ein Beispiel: Heinz Kuhn. Der begeisterte Fußballfan will sich ab April 2003 die Live-Übertragungen der Bundesliga leisten. Er bestellt ein ,Premiere`-Abo. Nach wenigen Tagen kommt der Decoder - per Nachnahme für 49 Euro. Weil das Gerät defekt ist, schickt Heinz Kuhn es zurück - und weil er die Nase voll hat, legt er auch gleich die Kündigung seines Abos bei. Sein Geld- möchte er natürlich wiederhaben. Doch nichts da. "Premiere" behauptet: das Gerät ist nicht angekommen. Und aus dem Abo-Vertrag will man ihn zunächst auch nicht rauslassen. Als Heinz Kuhn bei DHL einen Nachforschungsauftrag stellt, heißt es da nur: "Ach Gott, schon wieder ,Premiere`!"
Die Geschichte mit den angeblich verschwundenen Decodern - viele Verbraucherschützer kennen sie. "Immer wieder behauptet ,Premiere`, Decoder seien nicht angekommen. Immer wieder verlangt der Sender deshalb Geld", weiß Edda Castello. "Premiere" handele nach dem Motto: Soll doch der Kunde erst einmal nachweisen, dass er das Gerät überhaupt verschickt hat!
Die Hamburger Morgenpost hat "Premiere" zu allen Fällen um Stellungnahmen gebeten. "Bei 2,8 Millionen Abonnenten bleibt es nicht aus, dass schon mal Fehler passieren", so Sprecher Michael Jachau. Aber das solle selbstverständlich keine Entschuldigung sein.
Bei Beschwerden verhalte sich "Premiere" stets kulant. "Wer glaubt, wir würden systematisch versuchen, Kündigungen zu unterlaufen, der irrt."
"Premiere"-Opfer Stephanie Andrae: Sie kündigte zum 30. September ihr Abo. Das wurde von "Premiere" auch bestätigt. Mitte Oktober bekommt sie einen Brief vom Pay-TV-Sender: "Premiere" freue sich, dass Sie Ihren Vertrag verlängert habe. Stephanie Andrae habe angeblich am Telefon zugestimmt, ihr Abo beizubehalten. Sie schwört: "Das habe ich nicht getan!"
Quelle: Hamburger Morgenpost
Um Kunden zu ködern, tut er alles. Gerade jetzt vor Weihnachten Schon für 99 Euro wird derzeit das so genannte »Premium-Weihnachtspaket« auf den Markt geworfen. Drei Monate Spielfilme, Sport und Dokumentationen rund um die Uhr - für nur 99 Euro. Aber Vorsicht! Reinkommen ist bei »Premiere« selbstverständlich kein Problem. Aber wer raus will, der erlebt oftmals sein blaues Wunder!
Beispiel eins: der Hamburger Theodor Hotze. Am 18. Juli schreibt er an "Premiere", dass er seinen Abo-Vertrag, der Ende September 2003 auslaufe, nicht verlängern wolle. Hotze glaubt, damit wäre die Sache erledigt. Ein Irrtum.
"Mehrmals rief ,Premiere´ bei uns an. Ich wurde immer wieder bekniet, ob ich nicht doch weiter Abonnent bleiben möchten, und ob man uns mal ein unverbindliches Angebot zusenden darf." Irgendwann gibt Hotze nach, um seine Ruhe zu haben: "Schicken Sie in Gottes Namen Ihr Angebot." Die Folge: Wenig später bringt die Post die Nachricht, ,Premiere´ freue sich, "dass wir Sie auch weiterhin für unser Programm begeistern können. Durch Ihre Entscheidung, Ihren Vertrag um 24 Monate zu verlängern, beginnt die Mindestlaufzeit Ihres Abonnements ab sofort von neuem."
"Ich habe eine solche Entscheidung nicht gefällt", sagt Hotze. "Meine Kündigung habe ich nie widerrufen." Hotze ruft bei Premiere an. Immer wieder. Erster Anruf: Eine Kündigung? Die sei nicht angekommen. Zweiter Anruf: Ja, die Kündigung ist doch angekommen. Aber nicht fristgerecht. Noch ein Anruf: Diesmal heißt es, Hotze habe am 7. Juli über den "Premiere"-Sprachcomputer unter Eingabe einer Geheimnummer seinen Vertrag verlängert. Hotze: "Eine faustdicke Lüge."
Doch "Premiere" beharrte zunächst darauf: Frühestens zum 31. Juli 2005 wird Hotze aus dem Vertrag entlassen.
Was Familie Hotze da erlebt, ist keine Panne, sondern scheint System zu haben. In Internetforen tauschen schon Dutzende von "Premiere"-Opfern ihre Erfahrungen aus. So viel Spaß "Premiere"-Abonnenten mit dem Programm haben, so groß ist der Ärger bei einer Kündigung: Bei der Hamburger Verbraucher-Zentrale füllen die Beschwerden der Betroffenen einen ganzen Aktenordner.
"Mit List und Tücke versucht ,Premiere` Kündigungen zu unterlaufen", sagt Verbraucher-Juristin Edda Castello. Der Pay-TV-Sender hat sich zum Ziel gesetzt, die Zahl der Kunden bis 2005 auf 4,5 Millionen nahezu zu verdoppeln. Und um dieses Ziel zu erreichen, scheint fast jedes Mittel recht.
Beispiel zwei: der Pinneberger Rainer Wankum. Als ,Premiere` die Preise erhöht, will Wankum kündigen. Statt 22,96 Euro nun plötzlich 40 Euro im Monat zu zahlen, ist ihm zu teuer, und deshalb macht er von seinem Sonderkündigungsrecht Gebrauch. In den Allgemeinen Geschäftsbedingungen von "Premiere" heißt es dazu, dass der Kunde spätestens vier Wochen vor Inkrafttreten einer Preiserhöhung gekündigt haben muss. So weit, so gut. Das Problem jedoch ist: Wankum hat von der Erhöhung, die zum 1. Juli 2003 wirksam werden soll, erst aus einem Brief erfahren, der ihm am 6. Juni zuging. Zu diesem Zeitpunkt war die Vier-Wochen-Frist längst abgelaufen.
Auch Wankum ist kein Einzelfall. Der Hamburger Verbraucherzentrale liegen Dutzende gleichgelagerter Fälle vor. Wankum vermutet System: "Durch diese trickreiche Methode wollen sie Preiserhöhungen durchsetzen, ohne dabei Gefahr zu laufen, dass Kunden abspringen."
Und noch ein Beispiel: Heinz Kuhn. Der begeisterte Fußballfan will sich ab April 2003 die Live-Übertragungen der Bundesliga leisten. Er bestellt ein ,Premiere`-Abo. Nach wenigen Tagen kommt der Decoder - per Nachnahme für 49 Euro. Weil das Gerät defekt ist, schickt Heinz Kuhn es zurück - und weil er die Nase voll hat, legt er auch gleich die Kündigung seines Abos bei. Sein Geld- möchte er natürlich wiederhaben. Doch nichts da. "Premiere" behauptet: das Gerät ist nicht angekommen. Und aus dem Abo-Vertrag will man ihn zunächst auch nicht rauslassen. Als Heinz Kuhn bei DHL einen Nachforschungsauftrag stellt, heißt es da nur: "Ach Gott, schon wieder ,Premiere`!"
Die Geschichte mit den angeblich verschwundenen Decodern - viele Verbraucherschützer kennen sie. "Immer wieder behauptet ,Premiere`, Decoder seien nicht angekommen. Immer wieder verlangt der Sender deshalb Geld", weiß Edda Castello. "Premiere" handele nach dem Motto: Soll doch der Kunde erst einmal nachweisen, dass er das Gerät überhaupt verschickt hat!
Die Hamburger Morgenpost hat "Premiere" zu allen Fällen um Stellungnahmen gebeten. "Bei 2,8 Millionen Abonnenten bleibt es nicht aus, dass schon mal Fehler passieren", so Sprecher Michael Jachau. Aber das solle selbstverständlich keine Entschuldigung sein.
Bei Beschwerden verhalte sich "Premiere" stets kulant. "Wer glaubt, wir würden systematisch versuchen, Kündigungen zu unterlaufen, der irrt."
"Premiere"-Opfer Stephanie Andrae: Sie kündigte zum 30. September ihr Abo. Das wurde von "Premiere" auch bestätigt. Mitte Oktober bekommt sie einen Brief vom Pay-TV-Sender: "Premiere" freue sich, dass Sie Ihren Vertrag verlängert habe. Stephanie Andrae habe angeblich am Telefon zugestimmt, ihr Abo beizubehalten. Sie schwört: "Das habe ich nicht getan!"
Quelle: Hamburger Morgenpost