Den Server an der Wurzel packen

smid

Super-Moderator
10. Dez. 2012
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Mit einem Root Server habe ich schon früh experimentiert. Damals stellten Provider unzählige Desktop PC in ein Rechenzentrum und installierten in der Regel ein Linux. Das root Passwort wurde dann dem Kunden zugestellt und dieser konnte mit dem Server machen was er wollte. Server waren mit 100/100 angebunden was damals gigantisch war.  Damals zahlte man etwa 40 Euro pro Monat für solche einfachen Varianten, professionelle Lösungen mit „richtiger“ Server-Hardware am Rack kostete deutlich mehr.

Was generell ganz wichtig ist: Im Prinzip ist, dass ein Computer, der „total ungeschützt“ im Internet steht. In der Regel ist diese Maschine auch relativ gut angebunden, was sie für böse Buden attraktiv macht. Mich hat es 2003 auch mal erwischt, weil ich nicht aufgepasst habe. Zum Glück ist nichts Schlimmeres passiert. Also: Unbedingt immer Patches einspielen – das geht übrigens sogar vom Atlantik aus. Zudem: Nicht jedem „Kollegen“ aus dem IRC Shell Zugriff geben.

Wer also eine simple Website hosten will und sich möglichst wenig um die technischen Details kümmern will, ist bei einem klassischen Paket bei einem Provider sich sehr gut bedient. 
Der Nachteil dort ist halt, dass der Provider vieles vorgibt und gerade exotische Lösungen nicht immer funktionieren. 

Wofür kann man so einen Root Server also einsetzen? Kleiner Hinweis: Man kann bei den meisten Providern auch Windows verwenden, die Frage der Lizenz stellt sich hier natürlich. 

Generell als Tipp: Schaut wie es mit den Vertragsbedingungen steht. Bei fast allen Providern wird pro Stunde abgerechnet. Achtung: Bei vielen Providern reicht es nicht, den Server herunterzufahren. Damit er nicht mehr verrechnet wird, muss er komplett gelöscht werden. Ein Szenario wäre, wenn man zum temporär viel Rechenleistung benötigt. Ein anderes Szenario für einen temporären Server: 

So musste ich einen grössere Menge Daten von einem Clouddienst zum anderen transferieren. Ich habe mir also einen relativ dicken Server hochgefahren, die Daten mit einer schön dicken Anbindung heruntergeladen und dann wieder auf den anderen Dienst geladen. Danach habe ich den Server einfach wieder gelöscht.  

VPN
Viele moderne Router erlauben es ein VPN einzurichten. Primär würde so ein VPN dazu dienen, sich in einem öffentlichen WLAN zu schützen (Hotel, Bahnhof …).  Je nach Anbieter kann man aber auch Geoblocks umgehen. Grundsätzlich habe ich die volle Kontrolle über die Maschine, könnte also die ganze Familie auf das VPN nehmen und so Geld sparen.
Zudem: Hat man einen Provider mit stündlicher Laufzeit ist man auch sehr flexibel. Eine Garantie, dass ein Provider in einer Mediathek nicht gesperrt ist, gibt es natürlich nicht. So hat man aber nur ein paar Rappen in den Sand gesetzt.  

NAS Ersatz
Auf einem NAS kann man diverse spannende Dienste installieren. Der Nachteil ist, dass ein NAS ständig Strom braucht und nicht immer sehr gut angebunden ist. Ja, es gibt heute auch noch Orte wo man mit DSL gerade mal 5 Mbit Upstream hat. Das kann dann knapp werden. So könnte der Verwein auch Daten über einen solchen Diesnt (Stichwort NextCloud) austauschen. Sofern der Admin die Software aktuell hält, ist man sicher unabhängiger und privater als bei Dropbox und co. 

Webhosting
Man kann natürlich auch seine Website auf so einem Server hosten, speziell wenn man ein wenig exotischer Technologien einsetzen will und man ein Bastler ist. Ich rate jedoch genau abzuwägen, ob es der zusätzliche Aufwand rechtfertigt. Man muss nicht nur das CMS und Plugins pflegen, auch Webserver, Datenbank und ganz wichtig das Betriebssystem.

Applikationshosting
Theoretisch kann man jede Applikation auf so einem Server hosten. Es gibt sicher nicht mehr so viele “Quake 3 Dedicated Server” wie früher, aber wenn eine Applikation ständig verfügbar sein soll und auch die Bandbreite eine Rolle spielt kann man sich diese Variante auch mal anschauen.  

Virtueller Desktop
Man kann auch ein Betriebssystem mit grafischer Oberfläche auf so einem Server installieren und dann unterwegs auf diesen Zugriff erlangen, so eine Art Citrix. Es gibt sogar RDP Lösungen für Linux. Grundsätzlich muss man halt einfach klären, wie es mit der Verschlüsselung steht.  



Ich selbst nutze einen virtuellen Desktop bei Hetzner und bin damit ganz happy. Die Performance, die man für das Geld bekommt ist ziemlich gut und auch läuft alles sehr stabil. Für meinen Workflow stimmt die Lösung perfekt. Es gibt aber auch andere Anbieter via Digital Ocean.  Ich habe auch schon mit dem Anbieter ServerPoint gespielt. Selbstverständlich bieten auch die grossen Anbieter wie Amazon der Microsoft Azure solche Dienste an, wobei Amazon mit LightSail einen Dienst hat, der wirklich sehr einfach zu bedienen ist. 

Wer gerade jetzt ein bisschen Zeit hat, soll es doch einfach mal ausprobieren. 

Was kostet der Spass?

Bei Hetzner geht es bei knapp 3 Euro pro Monat los und man kann sich die Konfiguration bis zu 300 Euro im Monat erweitern. Für ein VPN sollte die 3 Euro Option reichen. Wenn man einen virtuellen Desktop will, würde ich zur 10 Euro Option raten. Hetzner ist sicher preislich am unteren Ende aber für mich reicht es. Ich nutze aber auch keine kritischen Anwendungen, ich kann auch mal damit leben, wenn der virtuelle Server nicht die Ressourcen bekommt, die er braucht. Testet es einfach mal. Ob Hetzner oder Light Sail. Gerade für Windows User kann es spannend sein volle Kontrolle über einen Linux Server zu haben.

Disclaimer: Ich nutze Hetzner seit 2003 und habe sämtliche Server immer selbst bezahlt. Ich habe also keine geschäftliche Verbindung mit Hetzner, ich bin mit dem Unternehmen einfach sehr zufrieden.  Mir ist auch klar, dass es Leute gibt, die ganz andere Erfahrungen gemacht haben.
Wenn ihr andere Erfahrungen habt, gerne in die Kommentare.

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