Zum Glück wohne ich nicht in Deutschland

smid

Super-Moderator
10. Dez. 2012
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Was für ein provokanter Titel! Keine Angst, es geht hier weder um die SVP noch um die Jobsuche. Da ich viele Newsseiten aus Deutschland lese, bin ich immer wieder froh, in der Schweiz zu leben. In der digitalen Welt haben es die nördlichen Nachbarn nicht einfach. Und das bestätigten mir auch immer wieder Leute aus dem grossen Kanton.Natürlich hab ich den Artikel zuerst ein paar Deutschen gezeigt und – sie stimmen mir zu. Wieso also bin ich lieber in der Schweiz?

Die Abmahnungen. Seit dem Fall Redtube sind diese auch bei uns bekannt. Die Gerichte in Deutschland vertrauen den “Urhebern” praktisch blind. So kann es also passieren, dass man mit einer erfunden Geschichte unzählige Adressen bekommt und die Leute kostenpflichtig abmahnen kann, auch wenn sie die besagten Streams nie angeklickt haben. Eine solche Abmahnung kann Familien zerstören, aber das ist den Richtern egal.
Es kann schon reichen ein paar Ebay Auktionen zu viel zu haben (Man stellt sich vor, eine Privatperson mistet den Keller der Grossmutter aus) oder die Kontaktangaben auf der Website ungenau zu führen. Zack – eine rücksichtsloser Anwalt schickt einem eine Rechnung, gegen die man sich nur schwer wehren kann. Auch wie man die Quelle bei Bildern angeben muss, da schütteln viele den Kopf. Aber die Richter haben ja wohl die Anweisung im Zweifelsfalle für den Angeklagten, nein falsch Urheber. Auch wenn er nicht wirklich Urheber ist. In der Schweiz ist die erste Abmahnung kostenlos, und so gibt es keine Massenabmahnungen bei uns.

Der Jugendschutz. Kurz: In meinem Haushalt gibt es keine Jugendlichen, also soll ich auch frei auf der Fernbedienung rumdrücken können. Falls halt um 18 Uhr auf Teleclub mal Ramapge laufen sollte (und B.W. seine Lösung zur Masseneinwanderung präsentiert), ist mir das egal. Es ist mir aber nicht egal, wenn ich immer wieder einen PIN eingeben muss. Bei uns, auch auf der bösen Cablecom Box, kann man diesen deaktivieren, in Deutschland nicht. Daher auch nicht verwunderlich, dass viele ihre legale Sky Karte in alternativen Boxen benutzen. Dort gibt es keine PIN Abfrage.

Auch im Kabel reguliert man, wo man nur kann. Must Carry existiert dort noch immer und es sind sogar Sender wie RTL oder teilweise Homeshopping Kanäle (!) drin. Ein Kabelnetz kann nicht mal entscheiden, ob eine Frequenz digital oder analog genutzt werden kann. Will man einen Kanal migrieren, muss man einen kostenpflichtigen Antrag an die Landesmedienanstalt stellen.

Die Kabelnetze sind oft in einem schlechten Zustand. Während Cablecom praktisch überall ein 860 MHz Netz hat, gibt es dort noch Orte wo man nur auf 450 MHz ist. Internet und Telefonie kann man gleich vergessen. IPTV? In vielen Überbauungen kann man den Kabelanschluss gar nicht künden. Dieser ist durch Grossverträge zwar teilweise günstiger, aber was nützt das jemandem, der Satellit hat oder auf IPTV setzen will? Weiter können durch obskure Wiederverkäufer Dienste wie Internet nicht genutzt werden, obwohl das Signal da ist. In vielen Fällen ist die Infrastruktur in den Mietwohnungen auch so veraltet, dass es gar nicht gehen würde. Bei uns ist mir kaum ein Fall bekannt, wo man nicht alle Dienste nutzen kann. Wer das Kabel nicht will, kann es plombieren lassen und es verschwindet aus den Nebenkosten. In vielen Kabelnetzen fehlen sogar die HD Sender von ARD und ZDF, weil die Kabelnetze dafür Gebühren von Kunden und Sendern will. Auch das ist streng reglementiert.
Bei uns kann eigentlich jeder einen TV Sender betreiben, man muss sich einfach bei BAKOM registrieren. Natürlich: Wenn man gegen die Regeln verstösst, ist bald fertig. Auch muss man selbst schauen, wie man verbreitet wird. Aber sonst: Kein Problem. In Deutschland wollte Merkel die neuen Technologien nutzen und einen Goggle Hangout starten. Man diskutiert doch tatsächlich darüber, ob das jetzt Rundfunk ist und die Welt lacht.

Die Thema wie Download zum Privatgebrauch, BBC im Kabel kennen meine Leser ja schon. Auch hier haben wir es besser als im grossen Kanton.

Immer wieder, wenn ich durch die deutschen Blogs und Portale schweife, muss ich einfach den Kopf schütteln. Schade, dass der Amtsschimmel, verbunden mit einem undurchsichtigen Konstrukt aus Urhebern, übereifrigen Anwälten und kleinkarierten Politkern so viel Stuss produziert.

Wir haben es, zumindest in der digitalen Welt, wirklich viel besser als in Deutschland.

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18er Inhalte sind auch im Horizon-EPG gesperrt, bis man den PIN eingegeben hat. Dies muss man danach zwar nicht mehr wiederholen, solange die Box läuft (meine ich), aber trotzdem ist es seltsam, habe ich die Altersbeschränkung doch mangels Bedürfnis aufgehoben.

Dies betrifft sowohl Sex-Inhalte als auch Spielfilme härterer Gangart, wie sie manchmal auf Pay-TV Sendern gezeigt werden.

 
Voraussetzung für die Sky-Zertifizierung ist da unter anderem die Kastrierung der Boxen um die Einstellung "FSK 18" (für Jugendliche nicht geeignet) sowie "Erwachsene" (Pornos).

So etwas nur für Deutschland zu produzieren, lohnt sich für die Hersteller nicht, da man so etwas ausserhalb von Deutschland schlichtwegs nicht verkaufen kann.

Daher haben zahlreiche Hersteller jeweils ein baugleiches Modell (nicht kastriert!) im Angebot, zwar nicht Sky-zertifiziert, wo allerdings jene Sky-Karten ebenso funktionieren...

Gruss Markus

 
Noch ein Grund:

Der Europäische Gerichtshof (EuGH) war vom Obersten Gerichtshof Österreichs (OGH) angerufen worden, die EU-Richtlinie über das Urheberrecht auszulegen. Der österreichische Internetprovider UPC Telekabel Wien hatte sich geweigert, Websites wie etwa Kinox.to, die Raubkopien aktueller Filme anboten, für seine Kunden zu sperren. UPC argumentierte, dass man mit den Raubkopierer-Seiten in keinerlei wirtschaftlichen Beziehungen stehe und es auch nicht bewiesen sei, dass UPC-Kunden auf den Websites Illegales tun würden.

Dieser Argumentationsweise folgten die EU-Richter nicht. Um eine Website zu sperren, reiche es bereits, dass sie Raubkopien nur schon anbiete. Ausserdem müsse weder ein besonderes Verhältnis zwischen Provider und Online-Portal bestehen, noch müsse nachgewiesen werden, dass Nutzer Raubkopien tatsächlich herunterladen würden.
Steht hier: http://www.20min.ch/digital/news/story/22921685

 
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In der Hinsicht ist es hier in CH schon sehr viel schöner. Das Auto fahren dafür nicht. /emoticons/default_wink.png